Zwei Weltkriege hat die Brücke nahezu unbeschadet überstanden. In ihrer über 100 jährigen Geschichte hat es, mit Ausnahme der jüngsten Vergangenheit, keine besonderen Zugausfallzeiten gegeben, auch nicht durch die Weltkriege.
DIE MÜNGSTENER BRÜCKE IM ERSTEN WELTKRIEG
Wie immer in Kriegszeiten, wurden auch im Ersten Weltkrieg die Rohstoffe knapp, sodass auch die Müngstener Brücke unter der Materialknappheit zu leiden hatte. Ebenfalls dem Ersten Weltkrieg ist es geschuldet, dass der Bereich um die Müngstener Brücke einst kahl geschlagen, und sämtliches Unterholz um die Brücke herum entfernt wurde, damit ein dauerhaft eingerichteter Überwachungstrupp stets die Brücke im Blick haben konnte. Zur dauerhaften Überwachung hat man sich entschlossen, da man Sabotage vermutete. Von dem einstigen Kahlschlag ist heute natürlich nichts mehr übrig. Schon zu Kriegszeiten überlegte man sich rasch eine Neubepflanzung, um den Hang zu stabilisieren und das Gelände zu verschönern.
DIE MÜNGSTENER BRÜCKE IM ZWEITEN WELTKRIEG
Deutlich mehr Glück als im Ersten Weltkrieg benötigte die Brücke im Zweiten Weltkrieg. Zunächst waren es die Briten, die mehrfach versucht haben die Brücke zu zerstören. Sie waren sich der großen Bedeutung der Brücke für die deutsche Wirtschaft stets bewusst, und eine Abschneidung Remscheids vom Zugverkehr hätte große Auswirkungen gehabt. Zahlreiche Betriebe auf Remscheider Boden lieferten für die deutsche Rüstungsindustrie. Teilweise gibt es bis heute Firmen der Rüstungsindustrie in Remscheid. Den Briten ist es aber, ganz anders als bei den verehrenden Angriffen auf die Innenstädte und die Industriegebiete im Bergischen Land nicht gelungen die Brücke zu zerstören. Das lag wohl auch an der Bauform der Brücke selbst, die gerne als Leichtgewicht bezeichnet wird, und sich fast schon grazil über die Wupper schwingt. Im April 1945 hat ein britischer Jagdflieger, zwei Jahre nach den Bombardierungen der Innenstädte noch die Brücke angegriffen, aber lediglich eine Strebe am Bogenpfeiler getroffen, welche 1948 ausgetauscht wurde. Auch auf anderer Seite der Strecke, am Ronsdorfer Berg zeugen zahlreiche Bombenkrater von Luftangriffen auf die Trasse der Strecke, doch konnte auch hier die Trasse die Nachteile bei ihrer Erbauung in einen Vorteil münzen.
Ungemach für die Brücke brach nun von eigener Seite in Form des Nerobefehls herein. Deutschland, so schien es, wollte dem Feind nur verbrannte Erde hinterlassen, und so soll es auch den Befehl von Generalfeldmarschall Walter Model gegeben haben, die Müngstener Brücke zu zerstören, bevor sie den Alliierten Truppen in die Hände fällt.
Sämtliche Brücken im Abschnitt, über die keine wichtigen Versorgungsleitungen führen, sind zu sprengen.
Anmerkung: Andere Quellen weisen aber eindeutig darauf hin, dass Model den so genannten Nerobefehl in den letzten Kriegstagen vor seinem Selbstmord selbst bewusst ignoriert haben soll.
Dass die Müngstener Brücke auch diesen Befehl, so er denn tatsächlich ausgesprochen wurde, unbeschadet überstanden hat, ist dann mutigen Menschen des Bergischen Landes zu verdanken, die weiter denken konnten als bis zur Kapitulation Deutschlands. Es gibt zahlreiche Quellen und Namen, auch der Volksmund prägte hier seine ganz eigene Geschichte von mutigen Personen aus Remscheid oder Solingen, manchmal Personen beider Städte partnerschaftlich. Salopp lässt sich sagen, dass wohl viele Großväter die Kabel der Sprengvorrichtung, dessen Existenz auch nicht gänzlich geklärt ist, durchschnitten haben, lauscht man den Erinnerungen der Enkel an die Erzählungen der Vorfahren. Pioniere der Wehrmacht hatten unmittelbar vor dem Einmarsch der Amerikaner diese Sprengvorrichtungen angebracht haben. Vielleicht gibt es sogar zahlreiche Personen, die ihren Teil unternommen haben, die Brücke über der Wupper nicht über die Wupper gehen zu lassen.
Ziemlich sicher gilt heute jedoch, dass General Weber, Oberleutnant Lessmann und Stadtkommandant Stolzmann aus Solingen maßgeblichen Anteil am Erhalt der Brücke hatten, da sie Informationen unterschlugen, Fakten verdrehten und Befehle hinauszögerten. Die Informationslage ist allerdings auch widersprüchlich, gründet häufig auf Zeugenaussagen oder alte Zeitungsberichte. Was in all diesen Geschichten auch nicht hervor geht, ist, warum die kleine Schwester der Müngstener Brücke, die Windfelner Brücke, die nur ein paar 100m Schienenstrang aufwärts steht, auch überlebt hat, schließlich hätte der Zerstörungsbefehl letztendlich auch für sie gelten müssen. Allerdings sind durchaus auch im Bergischen einige Brücken vollkommen sinnlos unmittelbar vor dem Einmarsch der Alliierten Truppen zerstört worden.
Der Zweite Weltkrieg im Bergischen endete mit dem Gang der Amerikaner über die Wupper
Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, und vermutlich gehört es eher in den Bereich der Legenden und Anekdoten. Überlieferungen zufolge war es eine zugespitzte Situation Mitte April 1945 rund um Müngsten. In Reinshagen und Güldenwerth stand auf Remscheider Seite die 97. US Infanterie Division mit Feldstechern, den Blick über die Wupper Richtung Solingen. Sie kamen, ein weiterer Treppenwitz, über die von Hitler zu Kriegszwecken gebaute A1 den Remscheider Berg hinauf. Die Müngstener Brücke selbst sollte gespickt sein mit Sprengstoff, und auf Schaberger Seite reichte der Überlieferung nach nur ein nervöser Finger, und das Bauwerk wäre vernichtet gewesen. Jedoch soll Unteroffizier Lessmann trotz der für ihn in jeder Hinsicht lebensbedrohlichen Lage einen kühlen Kopf bewahrt haben, und die Sprengzünder selbstständig entfernt haben.
Die Amerikaner marschierten über die Müngstener Brücke nach Solingen und der Krieg war vorbei.