Unerlässlich für den Betrieb der Strecke war die Windfelner Brücke (GoogleMaps). Da sie jedoch auch eine zentrale Rolle bei der Anlieferung der Bauteile für die Müngstener Brücke lieferte, bekommt die Schaberger Brücke, wie sie auch gelegentlich genannt wird, hier ein eigenes Kapitel. Die Windfelner Brücke ist wenige Hundert Meter von Schaberg entfernt und überspannt das Tal und den Hang des Windfelner Bachs.
Das Gebiet um die Windfelner Brücke, die ihren Namen der naheliegenden Ortschaft Windfeln verdankt, war gestern wie heute von starker Vegetation, hohen Gefällen und wenig Urbanisierung geprägt, weswegen es auch noch heute schwer fällt die Brücke fotografisch festzuhalten. Die Beste Zeit dafür war kurz nach dem Bau, da damals kurz zuvor Einschnitte erfolgten und nur wenig hoher Bewuchs um die Brücke war. Heute bietet sich eine Fotografie lediglich im Winter an, doch auch dann stört Baumwuchs massiv. Dieser Baumbewuchs sorgt auch dafür, dass man sich bei einer Überfahrt der tatsächlichen Höhe kaum bewusst ist.
Die 300.000RM teure, 40m hohe und 155m lange Windfelner Brücke ist einige Jahre älter als die Müngstener Brücke. Die Fertigstellung und Trassierung ermöglichste erst den Warentransport der Bauteile und des Bauinventars zum Bauplatz der Müngstener Brücke, auf dem sich heute der Bahnhof Schaberg befindet. Im August 1892 begann man, so lässt es sich heute aus einem alten Zeitungsbericht rekonstruieren, die Brücke zu errichten. Die Errichtung der Brücke oblag der Gutehoffnungshütte aus Oberhausen, welche sich auch für den Bau der Müngstener Brücke bewarb, hier jedoch gegen MAN verlor. Ab November wurde aufgrund der Witterung eine lange Winterpause eingelegt, sodass erst im Mai 1893 die Arbeiten wieder aufgenommen wurden. Zu der Zeit war der Oberbau der Gutehoffnungshütte bereits fertig gestellt, und wartete nur auf die Montierung auf den Pfeilern.
Öffentlich eingeweiht wurde die Brücke nicht. Sie stand schon immer im Schatten der Müngstener Brücke, selbst als es diese noch gar nicht gab. Fertiggestellt wurde sie im Dezember 1893 und der erste Güterzug soll bereits am 13. Dezember 1893 verkehrt sein. Als offizielle Einweihung gilt die obligatorische Belastungsfahrt, bei der die Brücke erstmals mit hoher Last befahren wurde. Diese fand am 16.04.1894 statt, als drei Schlepptender Dampflokomotiven des Typs G3 (je ca. 38t) die Brücke befuhren.
Die Fahrten verliefen positiv und die königliche Eisenbahndirektion Elberfeld gab die Brücke für den Verkehr frei. Die Schlucht von Windfeln runter nach Felsenkeller wurde überspannt, der Anlieferung der Bauteile der Müngstener Brücke stand nun nichts mehr im Wege.