Die Notwendigkeit eines Bauplatzes wurde von Anton Rieppel schon frühzeitig beschrieben. Auf Solinger Seite wurde in Schaberg noch vor der Fertigstellung der Windfelner Brücke in den Monaten August und September 1893 ein Bauplatz errichtet. Heute befindet sich darauf der Haltepunkt Schaberg, damals war der Bauplatz unerlässlich für den Bau der Müngstener Brücke.
Bauplatz Schaberg, © MAN-Museum und Historisches Archiv
Dabei war es gar nicht so einfach hier einen ebenen Bauplatz zu errichten. Massive Erdarbeiten waren dafür notwendig. 10.000m³ Erdboden wurden bewegt, viel davon musste erst durch Sprengung gelöst werden, da der Boden in Schaberg aus Schieferfelsen / Tonschiefer besteht. Obschon die königliche Eisenbahndirektion Elberfeld MAN die auch Enteignung von Grundstückseigentum in Aussicht gestellt hatte, um einen entsprechend dimensionierten Bauplatz zu errichten, da mit den Anliegern noch keine Verhandlungen geführt wurden und eine Enteignung schneller durchführbar war, reichte der vorhandene Bauplatz vollkommen aus.
Der Bau der Windfelner Brücke verzog sich aufgrund von Problemen mit dem Stahl Überbau, für den die Gutehoffnungshütte verantwortlich war. Es gab damals regen Schriftwechsel zwischen MAN und der königlichen Eisenbahndirektion, dass die Ingenieure sich bereits auf den Weg zur Baustelle gemacht hätten, jedoch ohne die Windfelner Brücke nicht mit der Arbeit beginnen könnten, da die Materialanlieferung so unmöglich wäre. Die Trasse lag zu dem Zeitpunkt schon von Solingen-Süd bis Windfeln, und auch die Trasse vom Bauplatz zu Windfeln war schon geschlagen und verlegt; es fehlte nur noch die Fertigstellung der Brücke. Doch nicht nur Baumaterial, auch bis zu 40 Arbeiter sollten täglich vom Bauplatz zur Unterkunft in einem Arbeitszug pendeln können. Um zeitlich nicht in Verzug zu kommen, plante man bei MAN kurzerhand ein provisorisches Gleis, welches kurzum auch mit Auflagen genehmigt werden konnte.
Bauplatz Schaberg, © MAN-Museum und Historisches Archiv
Der Bauplatz verfügte über mehrere Gleise und Weichen, die von der eigentlichen Trasse auf Kopfgleise verwiesen und hier die Möglichkeit zum Abstellen von Lorenwagen und Material bot. Man kann sagen, dass der Haltepunkt Schaberg vor der Fertigstellung der Strecke tatsächlich ein Bahnhof war.
Auf dem Bauplatz wurden folgende Werkstätten errichtet
- 3 fahrbare Ladekräne (Handbetrieb)
- 2 Röhrenkessel
- 2 Tandem Dampfdynamos (je 23KW)
- Schmiede
- Schlosserei
- Werkzeugmagazin
- Materialmagazin
- Mörtelbereitungsanlage
- Windwerk für die Bremsbahn
- Büro der Bauleitung
- Hochbehälter
- Aufenthalsräume
Man sieht anhand der Liste schon eindrücklich, von welcher Wichtigkeit dieser Bauplatz für den Bau der Müngstener Brücke gewesen sein muss. Nahezu alle Arbeitsschritte wurden auf dem Bauplatz durchgeführt oder vorbereitet. Mit der Bremsbahn ging es dann hinab auf die Behelfsbrücke.
Heute befindet sich auf dem alten Bauplatz der Haltepunkt Schaberg. Die Begradigung des Bodens für den Bauplatzes am eigentlichen Hang ist jedoch noch immer gut zu erkennen.
Blick auf den Haltepunkt Schaberg, Juli 2011